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Ein ganz normaler Sonntagmittag am Monatsende mit einem Mittagessen in der EmK in Mühlacker
- ein „Märchen“ aus unserer Zeit?
 
„Es war einmal…“ mit dieser Einleitung pflegen Märchen zu beginnen. Märchen haben stets einen tieferen Sinn, doch wir leben im Zeitalter von Smartphones, Tablets, WhatsApp usw…. Hier ein modernes Märchen –bedienen wir uns der bekannten Einleitung:
Es war einmal eine Kirchengemeinde. Nach dem Gottesdienst ergeht die Einladung zum Mittagessen. Ein kleines Team hat dieses vorbereitet; inklusive Nachtisch. So verläuft es immer am letzten Sonntag des Monats. Wer Lust hat, bleibt nach dem Gottesdienst da, man sitzt zusammen und unterhält sich über alles Mögliche. So stärkt man unter sich das Gemeinschaftsgefühl.
Doch auch ein leckeres Essen mit Kässpätzle –handgemacht- und Salat geht mit dem Nachtisch und Kaffee zu Ende. Am Schluss sind nur noch wenige an den Tischen da, die sich noch angeregt unterhalten. Aus der Küche hört man schon das Geräusch der Spülmaschine, klappern des Geschirrs…; kurz, man ist zufrieden; Aufbruchstimmung.
 

 
Vor dem Kirchengebäude steht neben dem Parkplatz ein altes Fahrrad, immerhin noch mit Gangschaltung. Zwei Satteltaschen lassen sich nicht mehr schließen. Sie sind voll mit Pfandflaschen. Es ist ja Wochenende und in Papierkörben, am Enzufer findet man immer wieder weggeworfene Pfandflaschen. Am nächsten Werktag bringen sie ein paar Euro für den Sammler ein.
Jener ist durch die halb geöffnete Tür im Vorraum der Kirche erkennbar. Neugierig schaut er in die ausgelegten Informationen, Prospekte, Hefte und nimmt einige an sich. Der Mann wirkt ärmlich, nicht gerade schmutzig; aber doch verschwitzt. So recht passt er nicht zu einer „Mittelstandsgemeinde“. Wen wundert es, dass jemand von den noch Anwesenden das Sammelkörbchen für die freiwillige Spende für das Mittagessen vom Eingang weg nimmt und auf einen anderen Tisch stellt. Die Zeiten sind schlecht, man weiß ja nie…. nur ein Impuls, zur Sicherheit.
Was tun mit dem Mann im Türrahmen? Eine beherzte Frau aus der Gemeinde spricht ihn an, sagt, dass er gerne das ausgelegte Prospektmaterial mitnehmen könne. Ob er schon etwas gegessen habe? Das Eis ist gebrochen. Nein, er sei mit dem Fahrrad von einem Ort am Neckar enzaufwärts unterwegs; knapp 50 km. Wer da nicht verschwitzt aussieht? Ärmlich wirkt der „Flaschensammler“ noch dazu.
Ein Mittagessen wird ihm von der Frau angeboten. Ob es etwas koste? Nein, er akzeptiert dankbar. Besteck, Servietten werden vorgelegt. Ein Teller mit Kässpätzle und Salat kommt hinzu. Kaffee, Eis, Sahne und Kuchen sind noch übrig. Ein Getränk schenkt ihm die Frau ein.


 
Doch der Mann stutzt, - nur für Sekunden. Vielleicht steht es ihm nach einem Tischgebet, still gesprochen als Dank? Da entnimmt er sein Smartphone aus der Gesäßtasche, macht ein Foto von seinem „Essplatz“, schaut es kurz an und ein Lächeln geht über sein Gesicht. Mit Appetit, ja Hingabe, genießt er das unverhoffte Mittagessen.
Wie es weiter geht, wissen die Verfasser dieses zur Wirklichkeit gewordenen Märchens nicht mehr. Sicher radelte er zufrieden zu seinem Ausgangspunkt zurück.
War dies nun ein Märchen, eine nette Geschichte aus dem Alltag, wo bleibt der tiefere Sinn? Vielleicht waren wenige nachdenklich geworden, auch der Radfahrer? Die Pfingstpredigt der Vorwoche war noch in Erinnerung – Gottes Geist wirkt wo er will. Vielleicht überdenkt der Beschauer sein Misstrauen wegen des in „Sicherheit“ gebrachten Sammelkörbchens? Vielleicht ist die die Frau, die das Eis brach, zum Essen einlud, dankbar, dass sie im richtigen Moment wie selbstverständlich handelte? Vielleicht hat die Gemeinde Grund zur Freude, dass es um mehr als eine nette Zusammenkunft an diesem Sonntag ging? Vielleicht betrachtet und erzählt der Mann zu Hause von seinem besonderen Ausflug?
Zugegeben, ein richtiges Märchen war es nicht. Man muss auch nicht alles ergründen. Doch das Wichtige kam zum Tragen:
„Jesus spricht: „Was ihr einem meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan (Matt. 25,40).“
Gehen wir vertrauensvoll in die neue Woche und auch in die folgenden, der ärmliche Radfahrer, Flaschensammler oder wie immer wir es nennen wollen, der Mitmensch, ebenfalls. Gott befohlen. Es gibt noch viel zu tun.                                     
  gisikib 05-2018


Quelle:
Kässpätzle:https://pixabay.com/de/k%C3%A4sesp%C3%A4tzle-essen-sp%C3%A4tzle-gericht-2154105/
Kaffeetafel:  https://pixabay.com/de/kaffee-trinken-hei%C3%9F-pokal-3120750/

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Veröffentlicht
13:46:40 01.06.2018